Die Bedeutung der handwerklich-künstlerischen Fächer für die Pädagogik
Wenn wir in der richtigen Weise mit dem Kind künstlerisch-handwerklich arbeiten, dann arbeiten wir oft mehr am Geiste, als wenn wir dem Kind beibringen, was man für das Geistige hält.
Rudolf Steiner, Die Erneuerung der pädagogisch-didaktischen Kunst durch Geisteswissenschaft, Basel 1920
Die handwerklich-künstlerischen Fächer sind fester Bestandteil der gesamten Waldorfschulzeit. Dabei zielen sie nicht nur auf die Entwicklung der Geschicklichkeit ab. Durch das Vollenden einer altersgemäß gestellten Aufgabe wird auch der Wille gekräftigt, da die Schüler erfahren, wie sie mit Durchhaltevermögen zum Ziel kommen können. Außerdem ist die Schulung der Feinmotorik für die Intelligenzentwicklung von entscheidender Bedeutung und somit als Grundlage für die Entwicklung der kognitiven Fähigkeiten zu verstehen.
Alle Arbeiten werden koedukativ ausgeführt und dienen nie dem Selbstzweck. Die handwerklich-künstlerischen Fächer sollen vielmehr die Fähigkeiten und Anlagen der Kinder weiterentwickeln und soziales Verständnis für die Arbeit anderer schulen. Dazu ist es notwendig, dass die im Unterricht hergestellten Arbeiten einen praktischen Nutzen im Leben der Schüler haben.
So werden also z.B. im Fach Werken mit Schnitzbeil, Zieheisen, Hohlbeil, Raspel, Feile und Schleifpapier nützliche Alltagsgegenstände wie Pfannenwender, Löffel und Schalen hergestellt. Von der 6. bis zur 8. Klasse erwerben die Schüler Grundkenntnisse und Fertigkeiten im Gebrauch von Holzwerkzeugen und den sicheren Umgang mit denselben, so dass sie am Ende dieser Zeit alle Arbeitsschritte vom rohen Stamm bis zum fein geschliffenen und geölten Werkstück erlernt haben. In den Klassen 9 bis 11 erlernen die Schüler das eigentliche Schreinern bzw. Tischlern. Nun sind neue Qualitäten gefordert, wenn es beim Herstellen eines kleinen Möbelstücks mit traditionellen Holzverbindungen auf exaktes Maß und Sorgfalt ankommt.
Ebenso haben die Fächer Schneidern, Schmieden, Gartenbau, Plastizieren, Weben, Spinnen, Papierschöpfen, Kartonage und Malen ihre Bedeutung für die Pädagogik und werden jeweils altersentsprechend eingesetzt. Der handwerkliche Unterricht bildet einen wichtigen seelischen Ausgleich zum Unterricht im Klassenzimmer.