Damals und heute - zur Gründung der Waldorfschulen
„Die Waldorfschule muss eine wirkliche Kulturtat sein, um eine Erneuerung unseres Geisteslebens der Gegenwart zu erreichen. Wir müssen mit Umwandlung in allen Dingen rechnen ... Wir wollen keine anthroposophische Dogmatik lehren, Anthroposophie ist kein Lehrinhalt, aber wir streben hin auf praktische Handhabung.“
Rudolf Steiner
7.9.1919...
Die erste Waldorfschule wurde am 7.9.1919 in Stuttgart auf Initiative des Direktors der Waldorf-Astoria-Zigarettenfabrik, Emil Molt, eröffnet. In der Umbruchsituation nach dem Ersten Weltkrieg hatte Molt Rudolf Steiner bei einem Vortrag erlebt und war mit der Bitte an ihn herangetreten, die pädagogische Betreuung einer Schule für die Kinder seiner Fabrikarbeiter zu übernehmen. Steiner willigte ein und war bis zu seinem Tod der Spiritus Rector der Schule. Aus diesem Impuls auf der Grundlage des pädagogischen und anthroposophischen Gedankenguts Rudolf Steiners entwickelte sich eine Bewegung, die bis heute weltweit rund 1100 Waldorfschulen hervorgebracht hat. Einen Einbruch erlebte die Bewegung in der Zeit des Nationalsozialismus. Die Schulen wie auch die Anthroposophische Gesellschaft wurden in dieser Zeit verboten. Die ersten Schulen wurden aber ab 1945 wieder aufgebaut, und ab den 1970er Jahren folgte ein regelrechter Gründungsboom.
...6.8.1985...
Die Freie Waldorfschule Aachen eröffnete am 6. August 1985 mit 170 Schülern in den Klassen 1 bis 6. Seit dem Schuljahr 1992/93 war die Schule mit rund 450 Schülern in 13 Klassen voll ausgebaut. In diesem Schuljahr wurde auch das erste Abitur abgenommen. Mit den Jahren wuchs die Schule bis zur 13. Klasse an mit insgesamt etwa 460-470 Schülern. Nachdem bereits in den Schuljahren 2002/03 und 2009/10 aufgrund der großen Nachfrage eine parallele 5. Klasse eingerichtet worden war, begann 2011/12 die Umstellung auf eine zweizügige Schule. Im Schuljahr 2018/19 ist die Zweizügigkeit bis zur 8. Klasse ausgebaut. Die Klassen in den zweizügigen Jahrgängen haben eine Klassengröße von bis zu 25 Schülern. Die Schule hat aktuell rund 500 Schüler.
Die Schule befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen Aachener Klinikums in herrlicher Lage am Hangeweiher im Aachener Süden. Das mehr als ein Hektar große Gelände mit einem teils unter Naturschutz stehenden Baumbestand bietet auch nach der Errichtung des Neubaus in den Jahren 1988-1992 genügend Platz für einen großzügigen Schulhof zum Spielen und Aufenthalt aller Altersklassen.
Die ersten Klassen waren 1985 in den unter Denkmalschutz stehenden Altbauten des ehemaligen Klinikums sowie in einigen provisorischen Holzpavillons untergebracht. In den beiden Altbauten sind heute der Saal der Schule und das Werkstattgebäude für den handwerklich-künstlerischen Unterricht untergebracht. Das neue Schulgebäude entstand 1988-92 nach Plänen des Stuttgarter Architekten Jens Peters im typischen „Waldorf“-Stil, jener anthroposophischen Baurichtung, die Rudolf Steiner im frühen 20. Jahrhundert entwickelt hatte. Ein Vorbild ist das von Rudolf Steiner selbst entworfene Goetheanum in Dornach bei Basel. Der Aachener Schulbau schließt das weitläufige Freigelände in einem Drittelbogen harmonisch nach Osten ab. Zwei der Spital-Pavillons dienen seither u.a. als Festsaal und Werkstatt. Ein dritter Pavillon beherbergt seit 2006 die Parzival-Schule. Sie ging aus Fördergruppen der Waldorfschule hervor.
Mit dem Aufbau des zweiten Zuges seit dem Jahr 2011 und dem damit einhergehenden Schülerzuwachs wurde es langsam eng in der Schule, so dass ein Erweiterungsbau errichtet wurde. Im September 2022 wurde er anlässlich des Michaelifestes feierlich eingeweiht.