Keine Noten - warum?
„Ich steh‘ nur knapp vier in Mathe…“ - solche und ähnliche -das Selbstbewusstsein schwächende- Gedanken sind für das Wachstum der Persönlichkeit und für die Lernmotivation nicht förderlich. Im Gegenteil: da das Kind sich mit dem identifiziert, was es tut, neigt es dann schnell dazu, über das Fach hinaus „ich bin nur knapp ausreichend...“ zu fühlen – und das tut ihm nicht gut.
Die an Waldorfschulen üblichen Textzeugnisse wollen die Leistungen in einem Fach zwar spiegeln, aber nicht in einem abschließenden Urteil einfrieren. Insbesondere in musischen und künstlerischen Fächern kann eine ‚Zensur‘ wirken wie ein Stigma, das weitreichende Folgen hat. Ein ‚mangelhaft‘ in Musik kann dazu führen, dass ein Mensch sich ein Leben lang für unmusikalisch hält und sich nicht mehr traut, zu singen und sich der Musik zu öffnen. So können im Kind die Lust, mehr lernen zu wollen durch weniger abschließende Urteile und ermutigende Hinweise auf das Potential, das vielleicht noch lange nicht ausgeschöpft ist, geweckt werden. Weniger das Beurteilen einer ‚objektiv‘ erbrachten Leistung als vielmehr die gezeigte Leistung vor dem Hintergrund der Bedingungen, die ein Kind mitbringt, von Begabungen und Befähigungen, aber auch von erschwerenden Bedingungen, scheinen pädagogisch sinnvoll. So versucht ein Textzeugnis das, was ein Kind oder ein Jugendlicher gezeigt hat, inhaltlich zu charakterisieren und in einen größeren Zusammenhang zu stellen – in der Weise, dass es eine ermutigende Lernperspektive eröffnet.
Gleichwohl erhalten unsere Schüler selbstverständlich Noten im Rahmen aller staatlichen Abschlüsse, die an unserer Schule absolviert werden können, sowie im Fall eines Schulwechsels.