Praktika

In jeder der vier Oberstufenklassen an der Waldorfschule durchlaufen die Schüler ein mehrwöchiges Praktikum.

Das erste Praktikum in der Oberstufe ist das Landwirtschaftspraktikum in der 9. Klasse. Die Aachener Waldorfschule hat das Glück, dass der Demeterhof 'Haus Bollheim' bei Zülpich Schulklassen zum Praktikum empfängt. Die Arbeit an der Erde und mit den Tieren ermöglicht den Neuntklässlern, mit ihren eigenen Sinnen landwirtschaftliche Prozesse zu erleben und sich zum Beispiel bei der Rüben-Ernte oder beim Bedienen der Melkmaschine als wirksam und produktiv zu erfahren. Bei diesen seit ältesten Zeiten zu erledigenden, manchmal anstrengenden, oft aber auch intensiv und mit Freude ausgeübten Tätigkeiten kommen die Schülerinnen und Schüler zu sich, erfahren eine kontrastreiche Auszeit von der Schulroutine und tauchen anschließend gestärkt wieder in die Unterrichte ein. Die sozialen Prozesse während des Praktikums stärken dabei das Klassengefüge, auch indem viele gemeinsame Erfahrungen gemacht werden. Oft begleiten diese besonderen Momente die Schülerinnen und Schüler in stärkender Weise ein Leben lang. .

Aufbauend auf die Behandlung der Ebenen-Trigonometrie im Mathematikunterricht durchläuft die 10. Klasse ein vierzehntägiges Feldmesspraktikum. Pädagogisch-didaktisches Ziel ist der präzise Umgang mit objektiven, messbaren Größen und wiederum die Teamarbeit. Als Ergebnis der Höhen-, Längen- und Winkelmessung erstellt jeder Schüler am Ende des Praktikums eine Karte des vermessenen Geländes. Die Vorträge der Schüler auf dem sich anschließenden Elternabend machen deutlich, wie sich das intensive Eintauchen in die Welt des Objektiv-Faktischen auf die Klarheit von Gedankenführung und Sprache auswirkt.

Ein Leitmotiv der 11. Klasse ist die Frage „Was brauchst Du“? Als außerschulischer Lernort begeben die Schüler sich ca. vier Wochen lang in ein Sozialpraktikum an gemeinnützigen Einrichtungen wie Krankenhäusern, Altenheimen und Obdachlosenheimen. Sie haben hier die Möglichkeit, ihr Blickfeld zu erweitern und in sozialer Arbeit Selbstwirksamkeit zu erleben. Dieses Praktikum hat oftmals einen spürbaren Reifeschub zur Folge.

In der 12. Klasse, der Abschlussklasse der vom Waldorflehrplan geprägten Schulzeit, begeben sich die Schüler zu einem vierzehntägigen Kunstpraktikum in die Toskana. Inspiriert von der Kulturlandschaft und mehreren Ausstellungsbesuchen in Florenz, Siena oder anderen Städten widmen die Schüler sich dem Steinhauen, Aquarellmalen oder der künstlerischen Fotografie. Durch den rhythmischen Wechsel von Kunstschaffen und Kunstbetrachten (wozu natürlich auch die Architektur gehört) verdichtet sich die Auseinandersetzung mit Kunst und führt zu oftmals sehr eindrucksvollen Ergebnissen, die nicht zuletzt auch eine Folge dieses Verdichtungsgeschehens sind.